11. Dezember 2023

Heute beschäftigen wir uns mit Social Media – Twitter und Co: Twitter ist Vergangenheit, zumindest in seiner ursprünglichen Form, denn Elon Musk hat den Dienst nach seiner Übernahme gründlich umgestaltet und in „X“ umbenannt. Es gibt jedoch einige Alternativen, unter denen sich v.a. Mastodon und Bluesky zu relevanten Online-Diensten entwickelt haben. Welche Vor- und Nachteile diese Angebote mit sich bringen, werden wir hier kurz erläutern.

What about X?
Die Popularität von X schwindet zwar, doch gerade größere Accounts (von Politiker*innen, Medienorganen usw.) wollen wohl noch nicht auf diese Plattform verzichten. Meiner Meinung nach sollten wir X jedoch schleunigst x-en, also löschen, deinstallieren, von unseren Geräten und Lesezeichenlisten löschen. Ich jedenfalls habe das getan, um wenigstens meinen bescheidenen Anteil dazu beizutragen, dass Musk seine Allmachtsfantasien nicht umsetzen kann und seinen Traum einer „everything app“ nicht verwirklicht, derzufolge er X zu einem Online-Tool für alle denkbaren Dienstleistungen umgestalten will. Schließlich hebelt er zugleich sämtliche Moderationsregeln aus, befördert Hass und Hetze, macht X zu einem hasserfüllten, undemokratischen Ort.

Was nun?
Zum Glück gibt es Alternativen. Bereits seit einiger Zeit schickt sich der Dienst Mastodon an, eine neue Heimat für verprellte Twitter-User*innen zu bieten. Der wichtigste Unterschied liegt dabei in der Struktur dieses Dienstes: Mastodon ist dezentral und unkommerziell organisiert, es gibt keinen zentralen Server, sondern die Daten sind auf verschiedenen Instanzen verteilt. Wer selbst über genügend technisches Know-How verfügt, kann auch eine eigene Instanz anlegen und diese auf dem eigenen Server installieren, um sie dann mit dem restlichen Mastodon-Netzwerk zu vernetzen. 
Der Dienst arbeitet ohne Gewinnabsicht, die Open-Source-Software ist offen im Netz verfügbar, was das Angebot nicht nur von lästiger Werbung befreit, sondern auch garantiert, dass nicht wieder ein durchgeknallter Milliardär um die Ecke kommt und sich dieses Angebot unter die Nägel reißt. Interessant ist zudem, dass Mastodon eine deutsche Erfindung ist, die 2016 von Eugen Rochko entwickelt wurde und somit den EU-Standards für Datenschutz und Online-Sicherheit entspricht. Außerdem ist Mastodon Teil des sog. Fediverse, also eines Netzwerks verschiedener unabhängiger sozialer Netzwerke, die alle als freie Software agieren. 

Wie kann ich bei Mastodon einsteigen?
Wer sich einen neuen Account bei Mastodon anlegen möchte, darf sich zuerst eine Instanz aussuchen. (Da das Netzwerk dezentral ist, gibt es eben keinen zentralen Anbieter, sondern mehrere Instanzen, die jedoch alle miteinander vernetzt sind.) Große Instanzen sind z.B. Mastodon.social, Muenchen.social und Bildung.social, dort lassen sich neue Accounts anlegen und dann (getreu dem altbekannten Prinzip von Social Media) andere Accounts finden und folgen. 
Eine gute Kurzanleitung für den Start gibt es bei eBildungslabor, weitere Infos wurden auch im Medienpädagogik-Praxis-Blog veröffentlicht. Um relevante Accounts zu finden, lohnt sich die Suche nach naheliegenden Hashtags, z.B. #FediLZ, das Lehrer*innen-Zimmer im Fediverse, oder Themen wie #Medienbildung#digitaleBildung#Medienpädagogik und #Jugendarbeit
Zugegebenermaßen ist der Einstieg bei Mastodon etwas komplizierter als bei anderen Diensten, was eben an der dezentralen und unkommerziellen Struktur liegt. Wer jedoch interessiert ist, wird das Prinzip nach wenigen Minuten verstanden haben. 
 

Was ist mit Bluesky und Threads?
Eine weitere alternative Lösung ist „Bluesky„, das jedoch etwas  umstritten ist. Dieser Dienst wurde von Ex-Twitter-Gründer Jack Dorsey gestartet und ist prinzipiell mit einer offenen Schnittstelle versehen, die eine Verbindung zu anderen dezentralen Netzwerken ermöglichen könnte, allerdings wird davon momentan noch kein Gebrauch gemacht. Zudem ist der Zugang zu Bluesky derzeit nur auf eine Einladung hin möglich, man benötigt einen Zugangscode von einem anderen, bereits aktiven User. Warum Bluesky insgesamt eine ungünstige Alternative ist, erläutern z.B. auch Dirk von Gehlen vom SZ-Institut und Nele Hirsch vom eBildungslabor.

Eine weitere Alternative hat der Meta-Konzern im Repertoire: Hier wurde der Instagram-Ableger „Threads“ gestartet, der auch als Kurznachrichtendienst konzipiert ist, jedoch bislang nicht in Europa verfügbar ist. Gerüchten zufolge soll der Dienst noch im Dezember 2023 in der EU online gehen, und aufgrund der Popularität von Instagram ist zu erwarten, dass Threads deutlich mehr Menschen interessieren dürfte als Mastodon oder Bluesky. Eine optimale Twitter-Alternative wird Threads jedoch nicht werden, da der Dienst natürlich dem kommerziellen Interesse des Hauses Facebook folgt.  

Der Appell an alle User*innen lautet daher: Wer sich für ein freies Internet interessiert, das unabhängig von kommerziellen Interessen funktioniert, sollte das Fediverse stärken. Dies gelingt, indem wir Dienste wie Mastodon nutzen und diese auch interessierten Kolleg*innen, Jugendlichen und Studierenden empfehlen. Das Netz kann ein faszinierender Ort sein, wenn wir alle dazu beitragen! 

(Björn Friedrich von SIN – Studio im Netz) Was denkt ihr? Diskutiert mit uns und schreibt uns an mebim@pi.musin.de!

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