Zugang zum schulischen WLAN in 5 Minuten? Schüler*innen, die alle eigene Endgeräte dabei haben? Arbeits- und Chillout-Plätze überall im Schulhaus verteilt, die von den Schüler*innen respektvoll genutzt werden? Dekorative Elemente, die den Lebensraum Schule wohnlich machen, und der nicht mit Müll übersät ist? Das klingt für Sie nach einer Science-Fiction-Idee von Schule und nicht realistisch?
Aber das ist es – und zwar in Dänemark! Auf einer einwöchigen interkulturellen Bildungsreise mit dem Erasmus+Programm hatten wir, Kolleg*innen aus Schule, Kita und dem Fachbereich Medienpädagogik des PI-ZKB, die Möglichkeit, genau dies mit eigenen Augen zu erleben! Wir durften dort verschiedene Bildungseinrichtungen besuchen und uns anschauen, wie das Konzept des offenen und selbstgesteuerten Lernens in Dänemark funktioniert. Auf unsere Frage, wie digital der Unterricht dort bereits gestaltet werde, hieß es zumeist, dass dies eher in geringem Maße der Fall sei. Wie wir bald merkten, stimmte das – nach unseren Maßstäben – überhaupt nicht. Dort verstand man die Frage wohl hauptsächlich in Hinblick auf die Verwendung spezieller Tools – unserem Standard gemäß zielte diese Nachfrage hingegen auf vergleichsweise banale Dinge wie 1:1-Ausstattung und funktionierendes W-Lan ab. Eine Selbstverständlichkeit für die dortigen Schulen!
Im Laufe des Gespräches blieben unsere Münder dann meist offen und wir mussten im Nachgang erst einmal verarbeiten, was bei den Lehrkräften dort einfach normal und selbstverständlich ist:
Datenaustausch mit den Schüler*innen über eine Lernplattform oder aber auch cloudbasierte Dienste von größeren und bekannten Unternehmen. Teamarbeit im Kollegium mit teils sogar wöchentlich fest eingeplanten Fachschaftstreffen im vormittäglichen Unterrichtsbetrieb. Keine Vertretungsstunden, da die Schüler*innen ihre Arbeitsaufträge online finden und an den zur Verfügung stehenden freien Arbeitsplätzen im Schulhaus erledigen. Das Feedback der Schüler*innen uns gegenüber, dass diese ihren Lebensraum Schule schätzen und dass sie gerne dort sind. Ein papierloses Lehrerzimmer, das aussieht, als wäre es aus dem Katalog eines großen Möbelherstellers entnommen. Verglaste Klassenzimmer-Wände, die ein Miteinander und einen Austausch begrüßen. Selbstverständliche Verwendung von digitalen Endgeräten ohne der Auffassung, dass diese sich als störend, schädlich oder ablenkend auswirken.
Das System fußt hier prinzipiell auf drei Säulen: Vertrauen, Gemeinschaft und Digitalität. Es herrscht in Dänemark wirklich ein vertrauensvoller und gemeinschaftlicher Umgang zwischen Schüler*innen und Lehrkräften, ebenso wie eine kollegiale Teamarbeit, bei der jede*r die eigenen Stärken einbringt.
Es hat uns unglaublich begeistert, diese Potentiale zu sehen und zu erleben, sodass wir mit neuer Motivation zurückgekehrt sind und auch hier versuchen möchten, in kleinen und größeren Schritten einen Weg zu diesem selbstverständlichen Umgang mit Digitalisierung und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten zu ebnen. Vision ist es, den Unterricht auch bei uns zu verändern, aus den bisherigen Grenzen auszubrechen und Schule neu zu denken.
Wenn Dich unsere Erfahrungen neugierig gemacht haben und Du Dir selbst einen Eindruck verschaffen möchtest, könnest auch Du dich aufmachen und eine vergleichbare Reise antreten: Im Frühjahr soll es für weitere Lehrkräfte nach Dänemark gehen, damit auch diese sich von der dortigen anderen Art des Unterrichts überzeugen und sich ein eigenes Bild machen können! Vielleicht bist Du ja dann dabei!
Näheres zu Auslandsreisen mit Erasmus+ findest du hier: https://www.pi-muenchen.de/profil/wir-ueber-uns/fachbereiche/fachbereich-internationale-bildungskooperationen/erasmus-plus/