Digitale Bildung an bayerischen Schulen vor und während der Corona-Pandemie

In der Corona-Pandemie haben Informations- und Kommunikationsmedien sowie digitale Bildung in der Schule einen enormen Schub erfahren. Sie erreichen aber noch nicht den Stellenwert, den sie in einer zunehmend digitalen Lebens- und Arbeitswelt haben müssten.

Die vorliegende Studie Digitale Bildung an bayerischen Schulen – vor und während der Corona Pandemie wurde vom Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München erstellt. Die zugrunde liegenden telefonischen Befragungen von Schülern, Eltern und Lehrern hat die GMS Dr. Jung GmbH durchgeführt.

Der erste Teil beschreibt detailliert den Stand der digitalen Bildung vor Beginn der Corona Pandemie, der zweite Teil beschäftigt sich mit den spezifischen Auswirkungen der ersten Phase der Schulschließungen während der Corona-Pandemie.

Deutlich wird in dem zweiten Teil der Studie eine in Bayern zwar relativ kleine, aber dennoch wichtige Gruppe an Schülerinnen und Schülern, die teilweise mit erheblichen Nachteilen beim digitalen Unterricht zuhause konfrontiert waren.

Mit dieser Publikation wird gezeigt, dass die bayerischen Schulen bei der digitalen Bildung bereits viel erreicht haben. Die Empfehlungen machen aber auch deutlich: Es bleibt weiterhin viel zu tun, damit die Potenziale digitaler Medien für den Unterricht besser ausgeschöpft werden.

Als Orientierungspunkte für die zukünftige Entwicklung können unter Berücksichtigung der Studienergebnisse die folgenden zwölf Empfehlungen fungieren:

  1. Eine robuste und flächendeckende digitale Grundausstattung der Schulen mit Endgeräten und digitaler Infrastruktur ist für einen anspruchsvollen Einsatz digitaler Medien auch im Präsenzunterricht vonnöten; dementsprechend sollte ihr weiterer Ausbau forciert und ihre Nachhaltigkeit sowie Weiterentwicklung gesichert werden.
  2. Die Qualifizierung der Lehrkräfte für ihre Aufgaben in einer digitalen Schule sollte über alle Phasen der Lehrerbildung hinweg noch systematischer verankert werden. Ansätze dazu sind in der ersten Phase des Lehramtsstudiums bereits vollzogen; jetzt geht es darum, den entsprechenden Akteuren der Lehrerbildung an den Universitäten die dazu
    notwendigen Ressourcen nachhaltig bereitzustellen.
  3. Die Verankerung der digitalen Bildung in der zweiten Phase der Lehrerbildung (Referendariat) sollte sich auch in der entsprechenden Prüfungsordnung (LPO II) als einem maßgeblichen Instrument der Output-Steuerung niederschlagen.
  4. Die medienbezogene Qualifizierung der Lehrkräfte sollte auf unterschiedliche Szenarien (Präsenzunterricht, Blended Learning, Distanzunterricht) abgestimmt werden.
  5. Die Lehrkräfte benötigen eine noch besser auf die Anforderungen einer „digitalen Didaktik“ zugeschnittene Qualifizierung, die Schülerinnen und Schüler eine noch bessere Qualifizierung für das selbstgesteuerte Lernen mit digitalen Medien.
  6. Die Lehrkräfte sollten systematisch auch für solche Anforderungen in einem digitalen Unterricht qualifiziert werden, die über die Planung und Durchführung von Unterricht hinausgehen und die Reflexion und Begründung von Unterricht, die systematische Diagnose, Evaluation und den kollegialen Austausch digitaler Lernangebote umfassen.
  7. Die digitale Bildung sollte nicht nur als fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgabe, sondern auch systematisch und möglichst einheitlich in den Fachlehrplänen der unterschiedlichen Schularten verankert werden.
  8. Die Etablierung innovativer und für den Kompetenzerwerb nachweislich besonders lernförderlicher Unterrichtsformen sollte durch entsprechende Prüfungsformate unterstützt werden.
  9. Die soziale Interaktion und Integration im digital gestützten Unterricht sollte über die gezielte Schaffung von digitalen Begegnungs- und Sozialräumen sowie durch sozialkooperative digitale Lernformate gestärkt werden.
  10. Elternhäuser und Schulen sollten dabei unterstützt werden, sich nicht nur als Erziehungspartner, sondern auch als Lernpartner zu verstehen und diese Lernpartnerschaft systematisch – und im Alltag machbar – auszugestalten.
  11. Im digitalen Unterricht können sich soziale Benachteiligungen aufgrund der medientechnischen Ausstattung der Schülerinnen und Schüler sowie ihrer Lernsituation zuhause einstellen und verschärfen; diese Benachteiligungen sollten gezielt ausgeglichen werden.
  12. Bereits heute kann die Nutzung der Digitaltechnologien dazu beitragen, die Schülerinnen und Schüler individuell beim Lernen, die Lehrkräfte gezielt beim Lehren zu unterstützen; die damit verbundenen Möglichkeiten werden sich durch neu entwickelte Technologien auf der Basis künstlicher Intelligenz (KI) in naher Zukunft noch enorm erweitern und an Leistungsfähigkeit gewinnen; diese Entwicklung sollte gezielt zur Entwicklung von schulischen Lernräumen der Zukunft genutzt werden.

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